Interdisziplinäre Praxis

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Foekje Gutermann-Muntendam

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Foekje Gutermann-Muntendam

Sensorische Integration

Ayres bezeichnet diese Zusammenwirkung der Sinne als Sensorische Integration. Sie versteht darunter die sinnvolle Ordnung und Aufgliederung von Sinneserregungen, um diese nutzen zu können. Diese Nutzung kann in einer Wahrnehmung oder Erfassung des Körpers oder der Umwelt bestehen, aber auch in einer Anpassungsreaktion oder einem Lernprozess oder auch in der Entwicklung bestimmter neutraler Tätigkeiten. Durch die Sensorische Integration wird erreicht, dass alle Abschnitte des Zentralnervensystems, die erforderlich sind, damit ein Mensch sich sinnvoll mit seiner Umgebung auseinandersetzen kann und eine angemessene Befriedigung dabei erfährt, miteinander zusammenarbeiten.

Das Gehirn, ordnet, sortiert und verarbeitet Sinneseindrücke, damit ein Verhalten eines Menschen sinnvoll und für ihn bedeutsam werden kann.

Das ist unsere Wahrnehmung. Die Wahrnehmung umfasst dabei Prozesse wie Reizaufnahme, Weiterleitung, Speicherung, Vergleich und Koordination. Durch die Sensorische Integration werden verschiedene Wahrnehmungsbereiche miteinander in Verbindung gebracht.

Unter sensorischer Integration versteht man das Zusammenführen, Ordnen und Strukturieren der primären sensorischen Informationen. Durch diesen Prozess werden unterschiedliche Wahrnehmungsbereiche miteinander verknüpft, so dass ein umfassendes neuronales Abbild eines Ereignisses oder einer Aktivität entsteht.

Des Weiteren fördert sie die Aufnahme von Sinnesinformationen, ihre Weiterleitung im Nervensystem und ihre Deutung im Gehirn zum Handlungsgebrauch. Sensorische Integration ist notwendig als Grundlage von Bewegung, Sprache und Lernen und der Schlüssel zu sinnvoller Handlung.

Ursachen der SI-Störungen:

  • Idiopathisch (unbekannte Ursache)
  • Schwangerschaftsproblematik (z. B. langes
    Liegen, Blutungen)
  • Kaiserschnitt
  • Sturzgeburt
  • Mehrlingsgeburt
  • Umweltfaktoren
  • Genetische Disposition (herabgesetzte Aufmerksamkeitsspanne, Konzentrationsstörungen)
  • Frühchen (die immer früher geboren überleben)
  • Eingeschränkte soziale Kontakte
  • Wenig Material- und Bewegungserfahrung

Die Wahrnehmungsbereiche und ihre Störungsbilder:

Das taktile System (Tastsinn)

Das taktile System besteht aus zwei funktionell zu unterscheidenden Systemen, dem Abwehrsystem und dem Kontrollsystem. Das Abwehrsystem reagiert auf Schmerz-, Temperatur- und feine, bewegende Berührungsreize. Es schützt den Körper vor Gefahren, indem es ein Zurückziehen der Gliedmaßen oder eine Flucht verursacht. Das Kontrollsystem reagiert auf Druck, Vibration und grobe Berührung. Es unterscheidet Ort, Zeit und Qualität der Berührung.

Wenn das Abwehrsystem in der Schule noch immer eine so wesentliche Rolle spielte, würde das Kind von Berührungsreizen völlig überflutet werden. Es wäre durch seinen Körper stark abgelenkt und hätte keine Möglichkeit, sich auf die wesentlichen Unterrichtsinhalte zu konzentrieren. Bei Kindern mit dem Störungsbild einer taktilen Abwehr ist dies der Fall. Diese Kinder sind im Kindergarten und in der Schule stark beeinträchtigt in ihrer Aufmerksamkeit und ihrer Konzentration.

Die taktile Abwehrstörung des taktilen Systems

Bei herabsetzten Berührungsempfinden bedarf es intensiver Reize, da geringfügige taktile Empfindungen kaum wahrgenommen werden. Häufige Schmerzunempfindlichkeit, die Suche nach massiven Berührungsreizen und wenig soziale Hemmschwellen sind typische Merkmale.

Bei Kindern, die Überempfindlichkeit im taktilen System zeigen, funktionieren hemmende Impulse im Gehirn nicht gut genug. Es werden zu viele Reize durchgelassen. Daraus folgt, dass z B. Kleidungsstücke Unbehagen verursachen und das Kind Mühe hat, sich zu konzentrieren, dass es unruhig und zappelig ist, eventuell sogar bei massiver Reizüberflutung aggressiv wird. Erfahrungen mit Dingen aus der Umwelt sind somit häufig eingeschränkt, die Formwahrnehmung kann vermindert sein. Dadurch ist auch das Erfassen und Behalten von Mustern, geometrischen Formen und Schriftzeichen erheblich erschwert.

Das propriozeptive System (Tiefenwahrnehmung)

Die Sinnesorgane des propriozeptiven Systems befinden sich in der Muskulatur, in Sehnen, Bändern. Gelenkskapseln und Knochen. Sie geben Informationen über die Stellung des Körpers im Raum, wie sich die Körperteile bewegen und zueinander stehen. Die Tiefenwahrnehmung reguliert auch die Muskelspannung.
Diese Informationen aus dem propriozeptiven System geben uns eine Rückmeldung über unsere Körperaktivitäten. Dadurch entsteht ein inneres Körperbild, das man sich als innere Landkarte des Körpers vorstellen kann. Dies wird als Körperschema bezeichnet.
Wie schon erwähnt, wird auch die Muskelspannung von dem propriozeptiven System reguliert. Dieser sogenannte Muskeltonus ist für fein dosierte und harmonische Bewegungsabläufe verantwortlich. Er verhilft uns zur Körperstabilität und damit verbunden auch zu einem guten Gleichgewicht. Daraus folgt, dass bei Problemen des propriozeptiven Systems auch Gleichgewichtsprobleme entstehen.

Unterempfindlichkeit im propriozeptiven System

Kinder mit diesem Störungsbild erhalten ungenügende Informationen über die Stellung der Gelenke und den Spannungszustand der Muskeln, sowie über ihre Bewegungen. Die Empfindung und Vorstellung des eigenen Körpers in seiner Raumlage und in seinem Bewegungsausmaß wie auch die Fähigkeit zu zweckgerichteter Planung von Handlungsabläufen ist beeinträchtigt. Beim Erlernen von Schriftzeichen prägen sich daher nur ungenaue Bewegungsspuren im Gehirn ein. Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechtschreiben kann die Folge sein. Die Handhabung von Werkzeug, der Umgang mit Material und Gegenständen, das Halten eines Stiftes etc. fallen unangemessen aus (Probleme in der Kraftdosierung und grob- und feinmotorischen Koordination).

Das vestibuläre System (Gleichgewichtssystem)

Das Gleichgewichtssystem informiert uns über unsere Beziehung zur Erdschwere. Wir müssen uns das ganze Leben mit der Schwerkraft auseinandersetzen. Die Schwerkraft stellt einen Reiz dar, der die Aufrichtung des Körpers anregt. Durch das Gleichgewichtssystem werden wir aber auch über die Tatsache informiert, ob wir stillstehen oder uns bewegen, in welche Richtung und wie schnell wir uns bewegen.

Die Verarbeitung der vestibulären Eindrücke erfolgt im Gehirn über die vestibulären Kerne, die einen Teil des Hirnstammes bilden. Diese Kerne stellen auch eine Schaltstelle dar, in der die Eindrücke aus dem vestibulären System mit denjenigen des taktilen, propriozeptiven visuellen und auditiven Systems zusammengeschaltet werden. Sie bilden somit ein wichtiges Integrationszentrum der verschiedenen Sinnessysteme.

Störungen im vestibulären System

Es existieren zwei Arten von Störungsbildern des vestibulären Systems. Die vestibuläre Überempfindlichkeit, die entsteht, wenn das Gehirn zu stark auf Reize aus dem Gleichgewichtssystem reagiert, und die vestibuläre Unterempfindlichkeit, die entsteht, wenn das Gehirn zu schwach auf diese Reize reagiert.

Unterempfindlichkeit im vestibulären System

Daraus resultiert, dass solche Kinder eher waghalsig sind und Gefahren schlecht abschätzen können. Sie sind sehr impulsiv und suchen viel vestibuläre Stimulation. Diese Kinder ziehen wenig Lernerfahrungen aus kleineren Unfällen im Turn- oder Werkunterricht. Sie erhalten zugleich aber zu wenig Information für die Aufrechthaltung des Körpers und ermüden somit schneller. Ihre Augen vermögen oft nicht, sich bewegende Objekte zu verfolgen oder von einem Punkt zum nächsten zu fixieren (Abschreiben von der Tafel, Schwierigkeiten beim Einhalten von Zeilen und Richtungen, beim Erfassen, Behalten und Wiedergeben von räumlichen und zeitlichen Hintereinander in Mathematik, im Lesen oder Schreiben).

Überempfindlichkeit im vestibulären System

Kinder mit diesem Störungsbild empfinden den Zug der Schwerkraft als etwas Bedrohliches. Sie leiden unter einem Spieldefizit und zeigen große Angst in neuen Körperpositionen, v.a. wenn der Kopf aus der Senkrechten gelangt oder die Füße den Bodenkontakt verlieren. Es fehlt ihnen die Sicherheit im Umgang mit der Schwerkraft, sie sind ängstlich und unkonzentriert.
Schaukeln, springen, in die Luft geworfen zu werden,.. all das bereitet diesen Kindern Panik. Diese Kinder vermeiden v.a. spontane und schnelle Bewegungen. Wichtige Informationen über räumliche Beziehungen fehlen ihnen, sie verlieren leicht die Orientierung im Raum.

Zusammenfassung:

Kinder mit Wahrnehmungsstörungen sind vermindert oder nicht in der Lage, auf Umweltreize adäquat zu reagieren. Entweder werden sie mit Reizen bombardiert, die nicht gefiltert, d.h. nicht aussortiert werden können, oder sie leben in Reizarmut. Diese Kinder sind demzufolge auf Reizsuche oder aber sie vermeiden Reize.

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